Die Pfarrkirche "Mariä Himmelfahrt" in Bad Hofgastein

Weithin sichtbar liegt inmitten des Marktes und des Tales die schönste und größte gotische Kirche des Salzburger Gebirgslandes. Eine alte Gasteiner Chronik (1540) berichtet, daß anno 894 „erstlich" eine Pfarrkirche, „zu Hof genannt, eine Kapelle unserer lieben Frau auf dem Griess" errichtet worden sei.

Seit über tausend Jahren also ist dieses Gotteshaus Zeuge einer wechselvollen Geschichte des Gasteiner Tales: Es sah die Blüte des Gold- und Silberbergbaues unter dem Geschlecht der Weitmoser ebenso wie den leidvollen Auszug der protestantischen Emigranten (1732), es sah, wie Bad Hofgastein sich mit der Zuleitung der Gasteiner Heilquellen (1828) zum Weltkurort zu entwickeln begann (der größte Gönner und Freund Gasteins, der Mäzen der Dichter und Künstler, der Anwalt der Armen, Patriarch Ladislaus Pyrker erwirkte bei Kaiser Franz I. für Hofgastein eine der Gasteiner Thermalquellen und die Errichtung der ersten Kurbadeanstalt) und wie es heute zu einem Wintersportzentrum von Weltruf geworden ist. Das romanische Gotteshaus, um 1020 als „Mutter- und Pfarrkirche der Gastein" erwähnt, verschiedentlich erweitert und ausgestattet, wird 1502 mit einem Großteil des Marktes ein Raub der Flammen. Aber schon 1507 ersteht die Kirche neu, in gänzlich veränderter Gestalt und schöner als zuvor. Ein gotisches Gotteshaus, 46 m lang und 18 m breit, mit zwei Seitenschiffen, die durch vier glatte, schlanke Rundsäulen vom Hauptschiff getrennt werden. Sternrippen- und leichte Netzgewölbe spannen sich über Schiffe und Presbyterium. Vom romanischen Bauwerk ist nur noch der Unterbau des Turmes erhalten.

Am Pfingstsonntag 1596 erfasst neuerlich ein Brand den Markt: Er zerstört siebzig Häuser, das Kirchendach und den Glockenturm. Der neue Turm wurde um zwei Geschoße aufgestockt und erhielt die heutige Gestalt. Von 1715 bis 1738 wurden die gotischen Altäre vom Barock abgelöst: Die wunderbare Madonna des Hochaltares (wahrscheinlich aus der Schule Michael Pachers, um 1490/1500) ist das letzte Stück vergangener gotischer Herrlichkeit.

DER HOCHALTAR

Einer der prächtigsten Barockaltäre des Landes, erinnert in seiner Linienführung an Fischer von Erlach, ist das Hauptwerk des Malers Josef Andrä Eisl von Neumarkt. Die Skulpturen stammen vom Bildhauer Paul Mödlhamer (beide Schüler des Mondseer Meisters Meinrad Guggenbichler).

Die Grundaussage des Hochaltars ist eine bildgewordene Darstellung der katholischen Glaubenslehre:

1. "Ich glaube an Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde!"

Im oberen Mittelfeld lichtumstrahlt die Heiligste Dreifaltigkeit: Gottvater mit der Weltkugel, Gottsohn mit dem Kreuz und der Hl. Geist. Zu Mitarbeitern am Schöpfungswerk Gottes sind berufen die Engel und Menschen. Helfer und Schutzpatrone der Menschen sind die Heiligen: Isidor und Notburga (neben der Hl. Dreifaltigkeit) als Patrone der Landwirtschaft; Katharina von Alexandrien für die Bürgerschaft, Barbara (rechts) für die Bergknappen und Arbeiter.

2. "Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unseren Herrn!"

Das Thema Erlösung gruppiert sich um die Gottesmutter mit dem Kind: Prächtigstes Mittelstück und Juwel des Hochaltares. Maria ist die Pforte, durch die mit Jesus das Reich Gottes in die Welt kam - sie hat den Erlöser geboren. Rings um sie Engel mit Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei: Arche des Bundes, Geistliche Rose, Goldenes Haus, Spiegel der Gerechtigkeit. Zu Füßen der Gottesmutter der Hl. Dominikus, er reicht der Hl. Katharina von Siena den Rosenkranz, das Gebet, in dem die Geheimnisse der Erlösung betrachtet werden. Erlösung beginnt mit der gläubigen Aufnahme der Heilsbotschaft, die St. Rupert und Virgil (links und rechts außen), die beiden Patrone unserer Erzdiözese, verkündet haben. Erlösung vollzieht sich mit der Besinnung, Bekehrung und Erneuerung des einzelnen im Bußsakrament (Hl. Johannes von Nepomuk, Patron des Beichtgeheimnisses) und der gesamten Kirche in den Konzilien (Hl. Karl Borromäus, die große Gestalt des Konzils von Trient).

3. Ich glaube an den Hl. Geist, den Heiligmacher und Lebensspender!"

Heiligung ist die Aussage des Tabernakels: Das Leben, das uns Gott in der Taufe spendet, nährt und stärkt der Geist Gottes durch das gesprochene und geschriebene Wort (Heilige Schrift und Überlieferung), das uns die vier Kirchenlehrer des Abendlandes deuten, und durch das Wort, "das Fleisch geworden ist und in der Gestalt des Brotes unter uns wohnt" (Christus im Tabernakel). So deckt uns der Geist Gottes ständig durch seine Kirche "den Tisch des Wortes und des Brotes", damit die vom Vater Geschaffenen und von Christus Erlösten durch den Hl. Geist immer mehr geheiligt werden, sodass sie am Ende ihres Erdenlebens heimkehren können in die ewige Heimat oben in den lichten Höhen, wo St. Michael, der Erzengel, sie erwartet, und hinbegleitet vor den Allerhöchsten.

RECHTER SEITENALTAR

Zentrales Bild (gemalt von Martin Pusjäger aus Bozen 1716): Die Anbetung des göttlichen Kindes durch die Heiligen Drei Könige. Das Oberbild, vom selben Meister, stellt die Taufe Jesu dar. Am Aufsatz: Gottvater mit der Weltkugel, der Hl. Josef mit dem Jesuskind und der Hl. Joachim mit dem Kind Maria. Den Altar flankieren die beiden Märtyrer Johannes und Paulus, "Wetterherren" genannt (Wetterpatrone mit Speer und Blitz, Fahne und Schwert). Die Figuren dieses Altares stammen vom Halleiner Bildhauer Johann Georg Mohr, die Meister des Altares selbst waren Bildhauer Georg Mayr von Mittersill und Fasser Martin Prugnoller (oder Prugmöller) aus Bramberg im Pinzgau. Eine Schrift vom 17. Dezember 1736 berichtet von einer wunderbaren Krankenheilung vor dem Dreikönigsaltar. Eine eindrucksvolle Skulptur der Schmerzensmutter verdeckt eine Inschrift in der Predella, die diesen Altar mit der Skapulierbruderschaft in Verbindung bringt.

LINKER SEITENALTAR

Er wird "Strochneraltar" genannt. Das Mittelbild zeigt die Geburt Jesu und stammt vom bereits erwähnten Martin Prugnoller aus Bramberg. Die im Vordergrund mit einem Säugling im Arm abgebildete Frauengestalt bezieht sich auf die Sage, dass die Gemahlin des Pflegers Hans Strochner im hochschwangeren Zustand in der Gruft unter dem Presbyterium scheintot begraben, während der Geburtswehen aber wieder zum Leben erweckt und durch das "Lautgeben" eines Hundes gerettet wurde. Das Oberbild stellt den Hl. Konrad vom Bodensee dar; die Figuren (von Sebastian Eberl) zeigen die Heiligen Augustinus (mit dem brennenden Herzen) und Gottfried (mit einem kleinen Löwen in der Hand), am Aufsatz den Hl. Georg und den Hl. Florian, in der Mitte oben den Hl. Petrus mit der päpstlichen Tiara und dem dreifachen Kreuz. Als Gegenstück zur Schmerzensmutter des rechten Seitenaltares steht vor einem Chronogramm, das die Kirchenrenovierung zeitlich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Verbindung bringt, ein eindrucksvolles "Ecce Homo", dessen Meister unbekannt ist.